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Zum Umgang mit der Coronakrise — Sind wir zu gleichgültig?

Am 17. November 2019 erkrankte in China der erste Patient an einer neuartigen Lungenentzündung. Nachdem eine Serie von solchen schwerwiegenden Lungenerkrankungen aufgetreten war, informierte der chinesische Augenarzt Li Wenliang seine Kollegen und machte auf die Gefahren der durch eine neue Coronavirusvariante verursachten Lungenentzündung aufmerksam. Er handelte damit im Sinne der ärztlichen Ethik, die weltweit Schutz und Anerkennung geniesst. In der Folge wurden er und seine Kollegen von den chinesischen Behörden aufgesucht und zum Schweigen verurteilt. Li Wenliang starb am 7. Februar 2020 wahrscheinlich an den Folgen des Coronavirus. Er war 33-jährig, jung und gesund.

Anders als oftmals von den Medien kolportiert, war es nicht die Volksrepublik China sondern die demokratische Republik Taiwan (unter dem Protektorat der USA und eine Republik, auf die China weiterhin Anspruch erhebt), die die WHO am 31. Dezember 2019 per E-Mail nach Genf über die neuartige Lungenerkrankung informierte. Es war auch die Republik Taiwan, die am 3. März 2020 im Journal der American Medical Association (JAMA) ihr umfassendes Programm vorlegte, (publiziert auch im Internet) wie der Virus durch den Einsatz von umfassenden Pandemiestandards bekämpft werden kann. Taiwan hat bis heute eine der wenigsten Ansteckungszahlen und so gut wie keine Toten bezüglich des Coronavirus zu verzeichnen. In Taiwan konnte sich die Gemeinschaft durch eine aus freien Stücken gemeinsam angewandte Disziplin Ausgangssperre und weiterreichenden kollektiven Freiheitsentzug ersparen. Obwohl Taiwan das Anliegen hatte durch ihre im Internet publizierte wissenschaftliche Arbeit andern Nationen die Möglichkeit zu geben sich und ihre Bevölkerung vor dem bösartigen Virus zu schützen, wird diese wichtige Studie bis heute von fast allen Nationen ignoriert, geschweige denn, dass sich die Länder das in diesem Zusammenhang publizierte Wissen zu eigen gemacht und angewendet haben.

Nachdem die WHO noch am 15. Januar 2020 bagatellisierende Statements herausgegeben hatte, reiste sie am 21. und 22. Januar mit einer Delegation nach Wuhan. Am 23. Januar verhängte die chinesische Regierung Quarantäne über die Stadt und erst eine Woche später räumte die WHO offiziell ein, dass es bei dem neuartigen Virus eine Übertragung von Mensch zu Mensch geben könne. Wertvolle Zeit war verstrichen, die uns Auskunft hätte geben können über den Ursprung des Virus und möglicherweise die Pandemie hätte aufhalten können. Tatsache ist, dass es in Wuhan ein Biowaffenlabor gibt, welches an Coronaviren forscht und dass in den USA bereits vor über 2 Jahren darauf hingewiesen wurde, dass die nötigen Sicherheitsstandards in der Forschung möglicherweise nicht eingehalten werden. Stammt der Virus von einem Tier aus einem der chinesischen Märkte? Gelangte es über ein Zwischenwirt zu uns? Bis heute können wir es nicht sagen. Es scheint eine Realität zu sein, dass Patient null und 1 weder Kontakt zu besagtem Markt, noch Kontakt zu Personen hatte, die mit dem Markt in Verbindung standen. Aus der Geschichte des Umgangs mit unbekannten Erregern oder Toxinen wissen wir, dass wenn Behörden den Ursprung eines Erregers oder eines Toxins verschleiern, es sehr lange dauern kann, bis über andere Wege die Ursachen und die Ursprünge gefunden und erforscht sind. In diesem Zusammenhang verweise ich auf meine Publikation aus dem Jahre 2018, „Politisierte Psychiatrie und Medizin im heutigen Russland und deren Auswirkungen auf die Schweiz.“
Die WHO hatte lange bis sie reagierte und war zunächst in erster Linie darauf bedacht es sich mit China nicht zu verscherzen. Der Präsident der WHO Tedros Adhanom Ghebreyesus hat seinen Posten nicht zuletzt der Fürsprache Chinas zu verdanken. Offiziell wurde das aus meiner Sicht unnötige Entgegenkommen gegenüber China damit begründet, dass man es sich mit China nicht habe verscherzen wollen um an Informationen über die Ursache des Virus und dessen Ausbreitung zu gelangen. Meiner Meinung nach vermag dieses Argument nicht zu überzeugen. Mehr als die Tatsache, dass dabei wertvolle Zeit verloren wurde, ist bei diesem angeblich diplomatischen Versuch nicht herausgekommen, denn inzwischen hatte sich das Virus schon in andere Länder der Welt ausgebreitet. Ein Teil der Wissenschaftler versuchte ungeachtet der beschwichtigenden Stellungnahmen von Seiten der WHO den Ursprüngen des Virus nachzugehen und sprach Warnungen aus, die jedoch von der Politik oftmals nicht gerne gehört wurden.
Was Europa betrifft, trafen sich am 25. Februar 2020 nachdem auch in Europa bereits Erkrankungen aufgetreten waren und das sich Ausbreiten einer Pandemie nicht mehr zu übersehen war, die Gesundheitsminister einschliesslich unseres Gesundheitsministers Alain Berset in Rom und man beschloss offenbar nichts zu tun. Sollte es zu grösseren Schwierigkeiten kommen, sei man gewappnet. Das Gesundheitssystem der Schweiz sei stabil genug. War das die Erklärung fürs Nichtstun? Warum wurden nicht sofort die Pandemie-Standards in der Schweiz zum Tragen gebracht? Gerade für die Schweiz habe ich hier keine Antwort. Lag es daran, dass die Schweiz aufgrund fehlender Materialien gar nicht in der Lage gewesen wäre Pandemiestandards anzuwenden? Dann wäre die Bevölkerung der Schweiz übelst belogen worden. Lag es daran, dass man wirklich annahm, durch eine „Durchseuchung“ der Sache Herr zu werden, auf dem Hintergrund dessen, dass das Schweizer Gesundheitssystem stabil und zuverlässig arbeitet? Dann müsste man sich Gedanken über die Realitätsverbundenheit der Politik machen. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob nach einer Erkrankung mit dem Coronavirus eine Immunität auftritt. Befunde aus Südkorea sprechen dafür, dass zumindest ein Teil derjenigen Personen, die die Infektion durchgemacht haben, keine Immunität entwickelt. Es kommt hinzu, dass man mit der Vorstellung der Durchimmunisierung in jedem Fall mehr Kranke und Todesfälle in Kauf genommen hätte als dies unter sofortiger Anwendung der Pandemiestandards der Fall gewesen wäre. Der Mitt 50 jährige britische Premierminister hätte selbst beinahe den Mythos der Durchimmunisierung mit seinem Leben bezahlt. Seit Monaten erfolgt der Hinweis darauf, dass Schwersterkrankte und Verstorbene durch ein hohes Alter charakterisiert sind. In der Tat konnten wir in manchen Medien lesen, dass im Kontext einer Durchseuchung über 80 Jährigen allenfalls wenige Monate ihres Lebens genommen worden wäre, was ja nicht weiter dramatisch sei. Erinnern wir uns daran wie viele Karzinomkranke dankbar um wenige Monate ihres Lebens kämpfen und wieviel Schwerstkranke in der Schweiz fürsorglich behandelt werden um ihnen noch wenige Monate Leben zu schenken, müssen wir uns fragen: wie tief sind wir gesunken, dass wir die Gefährlichkeit einer Erkrankung daran messen, ob sie Alt oder Jung trifft. Es ist eine der wesentlichen Grundlagen unserer modernen demokratischen Verfassungen, dass jedes Menschenleben gleichviel wert ist, unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse etc.

Der Schweizer Bundesrat, vom Volk verantwortlich erklärt, im Falle einer Pandemie die entsprechenden Schritte zu verordnen, tat lange Zeit nichts. Zulange? Vielleicht. Denn, wir Schweizer Bürger sollten nicht Steine aus dem Glashaus gegen den Staat werfen. Wo waren denn wir mit unserer Eigenverantwortung? Wo waren wir als Willensnation, als sich die Nachricht über die Gefährlichkeit der Erkrankung auf der ganzen Welt ausbreitete? Dank der sozialen Medien und des Internets ist heute jeder Bürger in der Lage sich sachlich zu informieren, oder einen Mitbürger zu fragen, wie diese oder jene wissenschaftliche Information einzuschätzen ist. Wir können uns die Informationen beschaffen und Eigenverantwortung übernehmen.
Die Schweiz ist das Protobeispiel einer Willensnation. Was heisst das? Eine Willensnation beschreibt eine Gemeinschaft von freien Menschen und gegebenenfalls unterschiedlichen Sprachen, die sich freiwillig zu einem Staatsgebilde zusammentun und gemeinsam die Verantwortung tragen. Die „Staatsbildung“ erfolgt von unten nach oben. Sehr schön hat Wikipedia die Grundlagen der Willensnation beschrieben. „Die Willensnation wird vom freien Menschen gebildet, der sich selbstbestimmt der Nation anschliesst. Eine Willensnation kann vom Staat nicht verordnet, sondern nur gefördert werden, indem er nicht die Macht der Zentrale stärkt, sondern die Bürgergesellschaft pflegt. Sie entsteht aufgrund des freien Willens souveräner Bürger von unten nach oben, wenn diese bereit sind, in hohem Masse Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen und die Gemeindeautonomie sowie die föderalstaatliche Hoheit zu respektieren. Die Entwicklung einer solchen politischen Kultur braucht eine lange Zeit des Heranwachsens. …“

Ungeachtet der sich ausbreitenden Pandemie und des zunehmenden Leides in der Welt, wurden in manchen Städten der Schweiz munter Partys gefeiert. Viele Menschen, jedoch nicht alle, das möchte ich betonen, frönten ein Leben als könnte uns Schweizern nichts passieren. Dies änderte sich nur unmerklich als der Bundesrat Ende Februar zaghafte Einschränkungen der Versammlungsfreiheit (gültig für Veranstaltungen mit 1000 oder mehr Personen) anordnete. Wir erinnern uns an Bilder aus der Langstrasse in Zürich, wo Menschen unterschiedlichster Herkunft und aller Generationen Nase an Nase zusammensassen und sich prächtig unterhielten.
Nachdem die Nationalrätin Magdalena Matullo Blocher mit einer Maske im Nationalrat aufgetreten war, erntete sie Spott und Hohn und wurde sogar aus der Nationalversammlung des Raumes verwiesen. Ein gern zitierter Immunologe der Schweiz liess sich zur Bemerkung herab, dass das Tragen von Hygienemasken zum Schutze des Coronavirus etwas für Fasnächtler sei. Auf diese Herabsetzung der verantwortungsbewussten Nationalrätin hin erfolgte seitens der Öffentlichkeit kaum eine Reaktioin zu ihrem Schutz. In erster Linie hat Fr. Matullo Blocher mit ihrem Erscheinen mit einer Hygienemaske im Nationalrat dafür gesorgt, dass sie sicherstellt, dass sie ihr Gegenüber schützt. Ich staune wie wenig Raum diese Sichtweise in der öffentlichen Diskussion über Hygienemasken eingenommen hat. (Die Hygienemaske schützt den anderen.)
Auch nachdem der Bundesrat sich durchrang ab Mitte März einen mässigen Lock-down zu verordnen, blieb es dabei Menschen, die Hygienemasken trugen zu stigmatisieren. Die Schweizer Regierung argumentierte damit, dass Hygienemasken keinen Schutz bieten würden. Die Motivation der Regierung erscheint mir durchsichtig. Die Schweiz hatte zu wenig Hygienemasken und offenbar getrauten sich die Verantwortlichen aus mir nicht bekannten Gründen nicht dies offen zu kommunizieren; hätten sie doch mit der Bevölkerung in einem Boot gesessen, denn wir, die eigenverantwortliche Schweizer Bevölkerung sind aufgrund der Pandemiestandards gehalten für jede Person in jedem Haushalt Hygienemasken auf Vorrat zu haben. Wir sitzen also im selben Boot. Irritierend allerdings ist die Begründung, die geltend gemacht wurde, warum Hygienemasken nicht getragen werden sollen. „Die Hygienemaske schützt mich nicht, wenn ich sie trage.“ Im Spital werden Hygienemasken bzw. chirurgische Masken nicht getragen damit der Chirurg oder die Schwester geschützt ist sondern um das Gegenüber zu schützen. Hygienemasken sind zweifellos zum Schutze des Anderen wirksam und diese Argumentation schien lange Zeit unerheblich. Indem möglichst Viele von uns den Anderen schützen sind auch wir selbst geschützt; heisst es doch schon in der Bibel, „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“. Es heisst nicht: „Liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten.“
Sind wir zu gleichgültig geworden? Warum kommen wir nicht auf das Naheliegendste? Ich will mit dem Tragen der Hygienemaske mein Gegenüber schützen. Dafür brauchen wir nicht Medizin studiert zu haben und müssen auch nicht Wissenschaftler sein.

Älteren Menschen und Menschen, die zu „Risikogruppen“ gehören wird geraten sich zu isolieren und sich damit das zu nehmen, was unser Menschsein ausmacht, die wichtigen sozialen Bindungen. Prompt wurden Altersheime und Pflegeheime geschlossen.
Es gibt andere Lösungen: Eine Freundin von mir nahm ihre hochbetagten Eltern, beide über 80, zu sich und fuhr mit diesen, ihrem Mann und ihrem behinderten Sohn, in eine abgelegene Gegend, wo sie seither zu fünft die Zeit verbringen, sich gegenseitig helfen und unterstützen.
Es sind auch andere Beispiele bekannt, wo es Mitmenschen gelungen ist durch handelndes Mitgefühl zu verhindern, dass ihre Liebsten sozial isoliert sind.
Bei dieser Gelegenheit gilt es mit einem weit verbreiteten Irrtum aufzuräumen, nämlich dass wir Menschen, ich möchte es pointiert ausdrücken, im Sinne des „arischen Perfektionismus“ normalerweise körperlich kerngesund sind. Viele Menschen, auch unter 65-Jährige haben Erkrankungen, von denen das Gegenüber nichts weiss, weil dies zur Privatsphäre gehört. Sie leiden unter Stoffwechselstörungen, unter angeborenen Hormonstörungen, unter für das Gegenüber und für den Arbeitsprozess nicht relevanten Störungen des Immunsystems, unter Beeinträchtigungen von Herz und Lunge usw. usf. In der Schweiz wird geschätzt, dass wenn wir versuchen wollen die sogenannten Risikogruppen und die über 65-Jährigen zu isolieren, dass damit über 40% der Bevölkerung isoliert werden müsste, also fast die Hälfte. Was die USA angeht, schätzt man, dass es sich um 60% der Bevölkerung handeln würde (wegen der weit verbreiteten Adipositas schon bei Kindern mit den entsprechenden Begleiterkrankungen). Um es kurz zu machen, der „gesunde Mensch“ ist ebenso häufig wie der „kranke Mensch“. Es ist normal nicht kerngesund zu sein, weil die Natur uns nicht perfekt geschaffen hat. Mit Masstäben, die ohne Bösartigkeit gelegt wurden (Altersgruppe,
Risikopersönlichkeiten) schaffte man Stigmatisierungen, Irreführungen, die dazu beitragen menschliche Bindung und Solidarität auszuhöhlen.

Die wirtschaftlichen Belastungen durch den sogenannten „Lock-Down“‘ sind zweifellos gross. Allerdings fragt man sich, wieso die Medien vor allem den Firmen und Unternehmen Beachtung schenken, die dem typischen Schweizer Motto nicht gefolgt sind in guten Zeiten zu sparen, damit man für die Not gerüstet ist. Denn keiner kann garantieren, dass nicht über uns Schweizer Bürger oder jedem von uns Schweizer Bürgern einmal Not hereinbrechen kann, Zeiten kommen können, in denen wir trotz unseres ausgebauten Versicherungssystems 1, 2, 3, 4, 5 Monate ohne Einkommen sind. Und ich darf Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass man das recht gut übersteht. Nachdem mir die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich im Jahre 2018 willkürlich, ohne dass Beschwerden von Patienten vorlagen, nach fast 40-jähriger, einwandfreier Berufsausübung, ein Jahr vor der Pensionierung die Berufsausübungsbewilligung entzogen hatte, konnte ich in meinem Beruf nirgendwo mehr ausüben und nirgendwo mehr damit Geld verdienen bei über Monate anhaltenden laufenden Unkosten. Während chronisch schizophrene Kollegen in Spitälern unterkommen können um dort zu arbeiten, was auch richtig ist, weil sie dort unter Aufsicht arbeiten können, war es mir noch nicht einmal vergönnt als Assistenzärztin irgendwo in einem Schweizer Spital eine Arbeit aufzunehmen. Um über die Runden zu kommen musste ich sämtliche Ersparnisse aufbrauchen (etwa Fr. 100‘000.-) und die 2. und 3. Säule frühzeitig auflösen, was zweifellos schmerzlich war. Mehr zu schaffen gemacht als der finanzielle Verlust hat mir jedoch die allgemeine Gleichgültigkeit meiner Mitmenschen, die bis heute anhält. Ich muss nun feststellen, dass diese Gleichgültigkeit gar nicht nur mit mir zu tun hat, sondern ganz offenbar Ausdruck ist unseres Standorts an menschlicher Solidarität und handelndem Mitgefühl. Und dieser Standort ist, ich möchte es vorsichtig sagen, verbesserungswürdig.
In ihrer Berichterstattung über die wirtschaftlichen Folgen des Lock-Down haben die Medien kaum einen Augenmerk gelegt auf Firmen, die nicht sofort beim Staat die Hand aufgehalten und um Steuergelder ersucht haben, auf Firmen, die eben für die Not zurückgelegt haben und ein bis zwei Monate ihre Firma durchbringen und das Leben soweit kennen, dass gewisse Verluste dabei in Kauf genommen werden müssen, wenngleich keinem der Konkurs zumutbar ist.

Das Schweizer Gesundheitssystem hat der Krise standgehalten, aber auch dort scheint man es nicht besonders ernst gemeint zu haben mit der Rekrutierung der Fachleute. Nachdem sich abzeichnete, dass es im Rahmen der Coronakrise möglicherweise zu einem Fachkräftemangel kommen könnte, schrieb ich der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, sie möge mir die Erlaubnis geben, da ich Erfahrung in der Notfall- und Intensivmedizin habe, mich für Corona Erkrankte in Spitälern einzusetzen. (siehe nachfolgenden Brief vom 16.3.20 an die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich)

Die Gesundheitsdirektion liess sich wochenlang Zeit bevor sie mir folgendes Antwortschreiben zustellte. (Antwortschreiben der Gesundheitsdirektion des Kts. Zürich vom 14. April 2020)

Nun, notabene, ich habe ein Hilfsangebot gemacht. Es war Not an Mann und Frau. Und offenbar kann es sich eine Behörde leisten dieses Hilfsangebot als Belästigung zu interpretieren und obendrein zu ergänzen, dass man zukünftige Schreiben von mir nicht mehr beantworten werde. Dabei hätte es eine Reihe von Möglichkeiten gegeben konstruktiv zu antworten, selbst wenn man der Meinung gewesen wäre, dass ich meine Praxisbewilligung nicht hätte wieder erhalten sollen. Man hätte verfügen können, dass ich für den begrenzten Zeitraum der Coronakrise unter der Verantwortung eines Chefarztes in einem beliebigen Spital eingesetzt werden könnte, sofern ein Kollege die Bereitschaft hat mich einzustellen etc. etc. Dieses Schreiben der GD jedoch ist durch eine Gleichgültigkeit dem Menschen und dem menschlichen Leben gegenüber charakterisiert, dass mir für den Schluss meiner Ausführungen nur die gleiche Frage bleibt, wie ich sie am Anfang gestellt habe. Sind wir zu gleichgültig? Haben wir zu wenig im Gefühl, was unser Leben und was unsere Gemeinschaft ausmacht?
An dieser Stelle möchte ich allen danken, die zu Beginn der Krise Eigenverantwortung gezeigt haben und sich nicht in das Gros derer eingefügt haben, welches als Bild heute über uns und unser Land entstanden ist, (auch im Ausland). Ich möchte denjenigen danken, die aus der Coronakrise gelernt haben oder lernen und sich für die Zukunft handlungsrelevant vorgenommen haben einen menschlich tragfähigeren Beitrag in Krisen zu leisten, sei es im Individuellen oder sei es im Kollektiv.

Dr. med Catja Wyler van Laak, im April 2020.

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